Carola Gold-Preis 2017 für Enikö Bán und Kerstin Moncorps

Am Abend des 16. März fand die Carola Gold-Preisverleihung 2017 im Rahmen des 22. Kongresses Armut und Gesundheit statt. Auch in diesem Jahr wurden zwei würdige Personen ausgezeichnet, die das Erbe der Namensgeberin des Preise, Carola Gold, in besonderer Weise weitertragen: in ihrem Einsatz für mehr gesundheitliche Chancengleichheit.

Enikö Bán – anerkannte Querdenkerin mit Durchsetzungsvermögen

Prof. Gesine Bär hält die Laudation für die Preisträgerin Enikö Bán, Amtsärztin der Stadtverwaltung Weimar. In Wien geboren, durchlief diese mehrere Lebens-Stationen – über Saarbrücken, Erlangen bis nach Nürnberg –, ehe sie 2011 als Amtsärztin nach Weimar kam. Dort erklärte sie das Thema Gesundheitsförderung kurzerhand zur Chefsache und machte sich daran, eine lebensphasenübergreifende Präventionskette in Weimar aufzubauen. Mit ihrer Begeisterung steckte sie kommunale Entscheidungsträger*innen an und motivierte sie zur Kooperation. Sie prägte zudem eine Kultur der Aufmerksamkeit und Offenheit. Dabei wird ihr auch ein klarer Blick auf eine ämterübergreifende Kommunikation attestiert.

Eine stets unvoreingenommene und vorurteilsfreie Haltung gegenüber Kolleg*innen und Zielgruppen zeichnet sie aus. Akzeptanz und  Toleranz gegenüber allen Menschen, egal mit welcher Biografie, liegen ihr am Herzen. Die Jury zeichnet zudem die hohe Professionalität aus, mit der Enikö Bán ihren Beruf als Medizinerin gekonnt mit der Public Health-Perspektive zu verknüpfen weiß. Sie engagiert sich sowohl verwaltungsintern als auch über die Kommunengrenzen Weimars hinweg.  So ist sie z. B. Mitglied in diversen thüringenweiten Arbeitskreisen, um für gesundheitliche Chancengleichheit zu werben. Auch ihre Kreativität bei der Mittelbeschaffung wird gelobt: die Teilnahme an mehreren Modellprojekten, der Beitritt zum – nicht eben üppig finanzierten – Partnerprozess „Gesundheit für alle“ in 2012.

Kerstin Moncorps – immer auf Kurs Kooperation, niemals aufgeben

Kerstin Moncorps arbeitete zunächst im Bereich der diätetischen Betreuung und Beratung von Patient*innen im Versorgungszentrum Charité, ehe sie 1991 zum Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf wechselte. Claus Weth, ehemaliger Geschäftsführer des Gesunde Städte-Netzwerkes, lernte Kerstin Moncorps in dieser Rolle kennen und schätzen. Als Laudator zur Preisverleihung bittet er sie zunächst neben sich an den Stehtisch und beantwortet dann gleich mehrmals die Frage, weshalb ihr die Würdigung zuteil geworden sei:

  • Weil sie immer eine gute Zusammenarbeit mit den unterschiedlichsten Akteur*innen suche und finde. Auch die Schnittstellen zu Gesundheit Berlin-Brandenburg, etwa über ihr Engagement in der Landesgesundheitskonferenz, werden hervorgehoben.
  • Weil sie umsetzungsorientiert sei. An der Erarbeitung der „Beschlussvorlage zur kommunalen lebensphasenübergreifenden Gesundheitsstrategie als Bestandteil der Integrierten kommunalen Strategie des Bezirksamtes Marzahn-Hellersdorf von Berlin“(kurz: Präventionskette) – nach der stolperfreien Aussprache dieser Bezeichnung lässt sich aus den Publikumsreihen amüsierter Applaus vernehmen – habe sie einen ganz entscheidenden Anteil.
  • Weil sie ihre Erfahrungen auch auf nationaler Ebene einbringe, etwa als langjähriges Mitglied im Vorstandsgremium des Gesunde Städte-Netzwerkes. Claus Weth erinnert sich: „wenn es um die Verteilung von Arbeitsaufträgen ging, steckte Kerstin Moncorps nicht den Kopf unter die Tischplatte“, sondern bot immer gern ihre Unterstützung an. In der Arbeitsgruppe Gesundheitsförderung der Gemeinde- und Stadtentwicklung AGGSE habe sie über Jahre aktiv mitgearbeitet und so auch Weichen zugunsten der kommunalen Gesundheitsförderung gestellt.
  • Weil sie eine unglaubliche Ausdauer und eine hohe Frustrationstoleranz besitze, Veränderungsprozesse in ihrem Bezirk Schritt für Schritt – und notfalls in Millimeterschritten – voranzutreiben. „Kerstin bleibt einfach dran“, so Claus Weth, „beharrlich, immer auf Kurs „Kooperation“, niemals aufgeben. Sie ist robust und lässt sich nicht entmutigen. Widerstände hält sie aus und schafft es immer wieder, Brücken zu bauen.“
  • Weil sie sehr professionell arbeite und eine hervorragende Moderatorin sei.
  • Weil sie immer offen für Ideen und Lösungsvorschläge sei.
  • Und: Weil sie eine großzügige Gastgeberin für Runde Tische, Netzwerktagungen und Steuerungsgruppen sei. Er habe gehört, dass ihrer Aufforderung, nach Beendigung einer Besprechung nichts abzuräumen, strikt Folge zu leisten sei.

Das alles, so schließt Claus Weth, zeichne sie aus und daher sei es an der Zeit, sie auszuzeichnen. Mit diesen Worten überreicht er der Preisträgerin ihre Urkunde.

Was haben Enikö Bán und Kerstin Moncorps gemeinsam?

Beide sind bodenständige, tatkräftige Frauen, denen es gelingt, Menschen aus den unterschiedlichsten Bereichen miteinander ins Gespräch und in die Zusammenarbeit zu bringen. Beiden gemein ist ihr Einsatz für die Schaffung gesundheitsförderlicher Lebenswelten im Allgemeinen und die Entwicklung kommunaler Präventionsketten im Besonderen. Beiden gemein ist auch der unermüdliche Einsatz für mehr gesundheitliche Chancengleichheit. Und: Beide sind – seit neustem – Trägerinnen des Carola Gold-Preises 2017. Herzlichen Glückwunsch!
 

Hintergrund

Die Verleihung des Carola Gold-Preises ist eine Aktivität von Gesundheit Berlin-Brandenburg e. V. und den Mitgliedern des Kooperationsverbundes Gesundheitliche Chancengleichheit. Er wird unterstützt von den Landesvereinigungen für Gesundheitsförderung Berlin-Brandenburg, Hamburg, Hessen, Niedersachsen, Sachsen, Schleswig-Holstein und Thüringen sowie dem AWO-Bundesverband, denen wir herzlich danken. Unser Dank geht außerdem an Martin Klenk, der auch in diesem Jahr die Preisverleihung mit seinem Cello begleitete.

Autorin: Marion Amler

Fotos: André Wagenzik & Icons: Do Ra / fotolia.com